Inklusives Design: 5 Prinzipien für eine Website ohne Barrieren
Barrierefreiheit im Web ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Rund 15–20 % der Bevölkerung leben mit einer Behinderung – sei es eine Seh- oder Hörbeeinträchtigung, motorische Einschränkungen oder kognitive Unterschiede. Doch inklusives Design nützt nicht nur diesen Gruppen: Es verbessert die Nutzererfahrung für alle und kann sogar Ihre Reichweite und Conversion-Raten steigern.
In diesem Artikel stellen wir Ihnen 5 grundlegende Prinzipien vor, mit denen Sie Ihre Website barrierefrei und inklusiv gestalten – basierend auf den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) und praxiserprobten Methoden.
1. Wahrnehmbarkeit: Inhalte für alle Sinne zugänglich machen
Eine Website muss so gestaltet sein, dass Nutzer:innen die Inhalte unabhängig von ihren Sinnesfähigkeiten erfassen können.
Was das bedeutet:
✔ Kontraste & Farben:
-
Text muss einen Mindestkontrast von 4,5:1 (normaler Text) bzw. 3:1 (große Schrift) zum Hintergrund haben.
-
Keine reine Farbkodierung (z. B. „Rote Felder sind Pflicht“), sondern zusätzliche Text-Hinweise.
✔ Alternativtexte (Alt-Tags):
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Beschreiben Sie Bilder, Icons und Grafiken für Screenreader (z. B. „Frau liert ein Buch am See“ statt „Bild123.jpg“).
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Dekorative Bilder erhalten ein leeres Alt-Attribut (
alt=""
), um Screenreader nicht zu belasten.
✔ Multimedia-Alternativen:
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Untertitel & Transkripte für Videos.
-
Audiodeskriptionen, wenn visuelle Infos nicht im Ton enthalten sind.
Tool-Tipp: Prüfen Sie Kontraste mit dem WebAIM Contrast Checker.
2. Bedienbarkeit: Navigation ohne Maus möglich machen
Viele Nutzer:innen steuern Websites ausschließlich per Tastatur, Sprachsteuerung oder Spezialgeräten an.
Was das bedeutet:
✔ Keyboard-Navigation:
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Alle interaktiven Elemente (Links, Buttons, Formulare) müssen per Tab-Taste erreichbar sein.
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Sichtbarer Fokus-Indikator (z. B. farbiger Rahmen um Buttons).
✔ Vermeiden von Barrieren:
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Keine Mouse-over-exklusiven Funktionen (z. B. Dropdown-Menüs, die nur bei Hover erscheinen).
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Ausreichend Zeit: Keine automatischen Weiterleitungen oder Zeitlimits ohne Pause-Option.
✔ Sprunganker („Skip Links“):
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Ermöglichen Sie das Überspringen von Navigationen (z. B. direkt zum Hauptinhalt).
Test: Probieren Sie, Ihre Website nur mit der Tabulator-Taste zu bedienen!
3. Verständlichkeit: Klare Sprache & Struktur
Komplexe Texte oder unlogische Layouts schließen viele Nutzer:innen aus – darunter Menschen mit Lernschwierigkeiten, Nicht-Muttersprachler:innen oder Senioren.
Was das bedeutet:
✔ Einfache Sprache:
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Kurze Sätze, klare Absätze, Vermeiden von Fachjargon.
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Erklärungen für Abkürzungen (z. B. „WCAG (Web Content Accessibility Guidelines)“).
✔ Konsistente Navigation:
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Menüs und Buttons an gewohnten Stellen platzieren (z. B. Kontakt-Links immer im Header/Footer).
✔ Fehlertoleranz:
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Formulare mit verständlichen Fehlermeldungen (nicht nur „Ungültige Eingabe“, sondern „Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse ein (z. B. name@beispiel.de)“).
Beispiel: Die Website der Aktion Mensch setzt einfache Sprache vorbildlich um.
4. Robustheit: Kompatibilität mit Hilfstechnologien
Ihre Website muss mit Screenreadern, Braille-Zeilen und anderen Assistenzsystemen funktionieren.
Was das bedeutet:
✔ Semantisches HTML:
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Korrekte Überschriften-Hierarchie (
<h1>
bis<h6>
). -
Tabellen mit
<th>
für Kopfzeilen,<caption>
für Beschreibungen.
✔ ARIA-Labels:
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Ergänzen Sie Bedienelemente mit ARIA-Attributen (z. B.
aria-label="Menü schließen"
).
✔ Validierter Code:
-
Prüfen Sie Ihre Seite mit dem W3C-Validator.
Wichtig: ARIA ist nur eine Ergänzung, kein Ersatz für korrektes HTML!
5. Einfachheit: Keep It Simple & User-Centered
Das beste inklusive Design ist intuitiv und reduziert unnötige Komplexität.
Was das bedeutet:
✔ Mobile First:
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Große, gut klickbare Buttons (Mindestgröße 44x44 Pixel).
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Responsive Design für alle Bildschirmgrößen.
✔ Vorhersehbare Interaktionen:
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Keine überraschenden Pop-ups oder automatischen Audio-Wiedergaben.
✔ Nutzer:innen einbeziehen:
-
Testen Sie Ihre Website mit echten Nutzer:innen (z. B. über UserTesting).
Fazit: Barrierefreiheit ist ein Prozess
Keine Website wird über Nacht perfekt barrierefrei – aber jeder Schritt zählt. Beginnen Sie mit den dringendsten Barrieren (Kontraste, Alt-Texte, Keyboard-Navigation) und optimieren Sie kontinuierlich.
Ihr nächster Schritt:
➡ Nutzen Sie Tools wie WAVE oder axe DevTools für einen kostenlosen Check.
➡ Fordern Sie unseren kostenlosen Barrierefreiheit-Report an, um konkrete Handlungsempfehlungen zu erhalten!